Der höchste Mindestlohn in Europa wird in Luxemburg gezahlt.

Mindestlohn in Europa: Wer verdient was?

Von Jörg K.

Letzte Aktualisierung am: 30. November 2023

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Mindestlohn in Europa: Wer erhält ihn, wer nicht?
Mindestlohn in Europa: Wer erhält ihn, wer nicht?

Um zu gewährleisten, dass Vollzeit­beschäftigte mit ihrem Einkommen für ihre gesamten Lebenshaltungskosten aufkommen können und nicht zusätzlich auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, wurde im Jahr 2015 ein gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland eingeführt. Mittlerweile liegt die Lohnuntergrenze bei 12,41 Euro (Stand: Januar 2024) brutto pro Stunde.

Alle zwei Jahre kommt normalerweise eine spezielle Kommission aus Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern zusammen, um über eine mögliche Anpassung des Mindestlohns abzustimmen. Ihre Empfehlung fließt daraufhin in die Entscheidung der Regierung über eine Mindestlohnerhöhung ein.

Doch wie sieht das Ganze eigentlich in anderen europäischen Ländern aus? Gilt der Mindestlohn überhaupt in ganz Europa? Wo profitieren Arbeitnehmer möglicherweise nicht von einer gesetzlichen Lohnuntergrenze? Und in welchem Umfang unterscheiden sich die Mindestlöhne in Europa? Antworten auf diese Fragen erhalten Sie in unserem Ratgeber.

Kompaktwissen: Mindestlohn in Europa

In wie vielen Ländern Europas erhalten Arbeitnehmer den Mindestlohn?

In 29 von 47 europäischen Ländern gibt es eine gesetzliche Lohnuntergrenze. Welche Länder das genau sind und wie hoch der Mindestlohn dort im Jahr 2022 ausfällt, verrät Ihnen diese Tabelle.

Wo fällt der Mindestlohn in Europa am niedrigsten aus?

In Moldawien ist der Mindestlohn mit gerade einmal 0,83 Euro in ganz Europa 2022 am niedrigsten.

Wo ist der Mindestlohn in Europa am höchsten?

Der Mindestlohn in Luxemburg ist im europäischen Vergleich der höchste. 13,05 Euro bekommen Beschäftigte hier im Jahr 2022 mindestens.

Spezifische Mindestlöhne in Europa

Mindestlohn in Großbritannien

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Mindestlohn in Österreich

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Mindestlohn in der Schweiz

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Mindestlohn in Luxemburg

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Mindestlohn: Profitieren alle europäischen Länder davon?

Wo wird der niedrigste Mindestlohn in Europa gezahlt?
Wo wird der niedrigste Mindestlohn in Europa gezahlt?

In 29 von 47 europäischen Ländern muss aktuell ein gesetzlicher Mindestlohn gezahlt werden (Stand: 2022). In Europa gibt es jedoch auch Länder, in denen zumindest keine vom Gesetzgeber festgelegte Lohnuntergrenze gilt. Dies trifft auf folgende Länder zu:

  • Österreich
  • Schweden
  • Dänemark
  • Italien
  • Zypern
  • Finnland

Dies muss nicht automatisch heißen, dass in diesen Ländern keine Mindestlöhne existieren. Allerdings wird dort meist aufgrund einer garantierten hohen Tarifbindung ausschließlich über Tarifverträge zwischen den jeweiligen Parteien geregelt, wie viel Beschäftigte mindestens für getane Arbeit erhalten. Nicht immer muss der Mindestlohn in Europa demzufolge vom Gesetzgeber vorgeschrieben sein.

Auch wenn es in vielen europäischen Ländern einen Mindestlohn gibt, muss dies nicht bedeuten, dass die in Deutschland geltenden 12,41 Euro (Stand: Januar 2024) brutto pro geleistete Arbeitsstunde auch in den restlichen Ländern Europas gezahlt werden müssen. Vielmehr setzt jedes Land seine eigene Höhe fest; es existiert demzufolge kein einheitlicher Mindestlohn für ganz Europa.

Der Mindestlohn in Europa im Vergleich

Besonders deutlich wird dies bei einem Vergleich zwischen Ost und West. In den östlichen Ländern fällt der Mindestlohn im Jahr 2022 um einiges geringer aus als im Westen. In Polen beispielsweise liegt die gesetzliche Lohnuntergrenze bei 3,81 Euro, in Litauen bewegt sie sich bei 4,47 Euro. In Rumänien müssen Arbeitnehmer sogar mit nur mindestens 3,10 Euro in der Stunde entlohnt werden. Die Slowakei bildet mit 6,21 Euro im Osten Europas definitiv eine Ausnahme.

Der Mindestlohn im westlichen Europa ist in der Regel um einiges höher. In Frankreich z. B. beträgt er im Jahr 2022 10,57 Euro. Französische Arbeitnehmer profitieren übrigens bereits seit 1950 von einer allgemeinen gesetzlichen Lohnuntergrenze. 20 Jahre später wurde dort der sogenannte „wachstumsorientierte berufsgruppenübergreifende Mindestlohn“ (kurz: SMIC) eingeführt, der jährlich angepasst wird.

Niederländische Beschäftigte müssen 2022 mit mindestens 10,58 Euro entlohnt werden. In Belgien sind es 10,25 Euro.

Auch wenn sich Deutschland mit seinen 12,41 Euro (Stand: Januar 2024) brutto pro Stunde etwas unterhalb der anderen westlichen Staaten befindet, liegt die gesetzliche Lohnuntergrenze für deutsche Arbeitnehmer im Vergleich zum sonstigen Mindestlohn, der in Europa gezahlt wird, durchaus im oberen Bereich.

Um Ihnen einen genaueren Überblick zu verschaffen und die Frage zu beantworten, wer denn nun am meisten und wer am wenigsten verdient, haben wir Ihnen alle europäischen vom Gesetz festgelegten Lohnuntergrenzen in einer Tabelle zusammengefasst; geordnet vom höchsten bis zum niedrigsten Mindestlohn in Europa im Jahr 2022:

Europäisches LandMindestlohn (in Euro)
Luxemburg13,05
Deutschland12,00 (Stand Oktober 2022)
Frankreich10,58
Niederlande10,57
Irland10,50
Großbritannien10,37 (wechselkursabhängig)
Belgien10,25
Slowakei6,21
Spanien6,06
Malta4,70
Litauen4,47
Portugal4,25
Estland3,86
Griechenland3,83
Polen3,81
Tschechien3,76 (wechselkursabhängig)
Slowenien3,71
Kroatien3,60
Ungarn3,21
Rumänien3,10
Lettland2,96
Türkei2,44
Serbien2,31
Mazedonien2,08
Bulgarien2,00
Albanien1,50
Ukraine1,21
Russland0,92
Moldawien0,83

Quelle: WSI-Mindestlohndatenbank 2022

Der höchste Mindestlohn in Europa wurde 2020 in Luxemburg gezahlt.
Der höchste Mindestlohn in Europa wird in Luxemburg gezahlt.

Daraus wird deutlich, dass 2022 der höchste Mindestlohn in Europa in Luxemburg gezahlt wird: Mindestens 13,05 Euro verdienen Arbeitnehmer im Großherzogtum, das übrigens 1944 als erstes europäisches Land eine gesetzliche Lohnuntergrenze einführte. Zusätzlich findet dort eine Staffelung je nach Qualifikation und Alter Anwendung.

Ist ein Arbeitnehmer über 18 und zudem noch qualifiziert für die jeweilige Tätigkeit, profitiert er dementsprechend von einem noch höheren Mindestlohn als ein Mitarbeiter zwischen 15 und 17 Jahren ohne die entsprechende Qualifikation. Normalerweise ist hier von 20 Prozent mehr auszugehen.

Den niedrigsten Mindestlohn in Europa erhalten Arbeitnehmer 2022 in Moldawien: Gerade einmal 0,83 Euro pro Stunde müssen moldawische Arbeitgeber ihren Mitarbeitern pro geleistete Stunde Arbeit mindestens zukommen lassen.

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Über den Autor

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Jörg K.

Jörg hat Rechtswissenschaften an der Universität Passau studiert. Nachdem er Erfahrung in verschiedenen Verlagen gesammelt hat, stieß er 2019 zur Redaktion von arbeitsvertrag.org. In seinen Ratgebern befasst er sich mit verschiedenen Themen rund um Arbeitsrecht.

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